Kontext

Digitalisierung und Industrie 4.0: Italien investiert in die KMUs

06.02.2019

Der Plan Industrie 4.0 („Piano Industria 4.0“), welchen der italienische Wirtschaftsminister Carlo Calenda unter der Regierung Renzi im Jahr 2017 zum ersten Mal lanciert und 2018 erneuert hat, konnte sehr gute Resultate verbuchen: Dank der interessanten Anreize stiegen die Investitionen in Maschinen und Anlagen in den letzten beiden Jahren um mehr als 10% an. Daraus resultierte außerdem ein Anstieg der Produktion in Italien um fast 50 Milliarden Euro.
Für die neue Regierung unter Premier Giuseppe Conte ist dies nicht genug: Im neuen Jahr 2019 möchte der neue Wirtschaftsminister Luigi Di Maio den Fokus verstärkt auf die kleinen und mittleren Unternehmen legen.

Während die sogenannte „Super-Abschreibung“ (Super ammortamento) – eine steuerliche Begünstigung für alle neuen abschreibbaren Unternehmensgüter von 130% bzw. 140% – im Jahr 2019 weitgehend außer Kraft gesetzt wird, so wird di sogenannte „Mega-Abschreibung“ (Iper ammortamento) in diesem Jahr noch etwas aufgestockt. Vorgesehen sind weiterhin Abschreibungen bei Ankauf von neuen Geräten, Maschinen und Anlagen, welche der Digitalisierung der Unternehmen dienen. Hier werden die Abschreibe Möglichkeiten von 250% aus dem Jahr 2018 im Jahr 2019 sogar auf 270% angehoben. Dies gilt bei Investitionen von bis zu 2,5 Millionen Euro, während der Abschreibe Prozentsatz bei Investitionen von 2,5 – 10 Millionen Euro auf 200% und bei 10 – 20 Millionen Euro auf 150% gekürzt wird. Die Bestellung kann bis Ende 2019 aufgegeben werden und 20% des Gesamtwertes müssen bis dahin angezahlt werden, die Lieferung kann jedoch bis zum 31.12.2020 erfolgen. Was von der Super-Abschreibung im Jahr 2019 noch übrig bleibt: Wer von der Mega-Abschreibung Gebrauch macht, kann weiterhin zusätzlich auch immaterielle Güter bis zu 140% abschreiben. Hierzu zählen unter anderem Investitionen im Bereich Software, sowie Cloud Computing.

Ebenfalls ganz im Sinne der KMU wird das „Nuova Sabatini-Gesetz“ abermals verlängert. Es ist dazu bestimmt, den Ankauf neuer Maschinen, Anlagen und Ausrüstungsgegenständen anzuregen und zu unterstützen. Das Nuova Sabatini-Gesetz vereinfacht kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu Krediten und erhöht somit die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionssystems in Italien.

Fördern möchte die Regierung Conte auch die sogenannte „Weiterbildung 4.0“ (Formazione 4.0). Kleine Unternehmen (1-50 Mitarbeiter) haben im kommenden Jahr Anrecht auf eine Rückerstattung von 50% der Spesen für Weiterbildung im Bereich innovativer Technologien, bei einer Obergrenze von 300.000€. Mittlere Unternehmen (50-250 Mitarbeiter) bekommen eine Rückerstattung von 40% bei derselben Obergrenze, während auch hier die großen Unternehmen (>250 Mitarbeiter) mit 30% und einer allgemeinen Obergrenze von 200.000 Euro etwas im Nachteil sind.

Was bedeutet das für deutsche Unternehmen auf dem italienischen Markt?
Aufgrund der Investitionsanreize zeigen vor allem kleine und mittlere Unternehmen, welche bis dato etwas schwerer zu motivieren waren, verstärkt Interesse an der Thematik, tätigen vermehrt Investitionen und suchen die Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen, die bereits Erfahrung in diesem Bereich haben: Der richtige Zeitpunkt um Know-How aus Deutschland und Produkte Made in Germany auf dem Markt zu positionieren.