Geschichte


Im Jahr 2021 feierten wir unser 100-jähriges Bestehen und starteten ein Forschungsprojekt "Die Deutsch-Italienische Handelskammer 1921-2021. Eine historische Ortbestimmung", das von der Historikerin Maximiliane Rieder durchgeführt wurde.

Das Buch wurde soeben in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Italienischen Zentrum für Europäischen Dialog der Villa Vigoni veröffentlicht. Es zeichnet die Geschichte unserer Handelskammer nach und zeigt, wie sie den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Kontext, in dem sie tätig war, beeinflusst hat.

[Aus dem Vorwort des Buches, geschrieben von Christiane Liermann Traniello und Jörg Buck].

Die Geschichte der AHK Italien ist globale, europäische und deutsch-italienische Geschichte in concreto und unterstreicht die Relevanz der Organisation wirtschaftlicher Interessen. Entwicklungen von globalem und europäischem Ausmaß lassen sich hier nachzeichnen. Tatsächlich ist Rieders Untersuchung ein Beispiel für den noch relativ jungen Zweig der «historischen Verbändeforschung». Dabei handelt es sich um die Erforschung konkreter Einrichtungen an der Schnittstelle zwischen privaten und öffentlichen Interessen, zwischen freiwilligen Zusammenschlüssen und staatlicher Aufsicht und Lenkung. Das macht Verbände und ähnliche Institutionen zu spannenden Untersuchungsobjekten, zeigen sie doch, wie die Ziele und Zwecke, um derentwillen sich eine Gruppe von Menschen organisiert, mit dem jeweiligen Zeitgeist zusammenwirken, mit dem politischen und kulturellen «Klima», in dem man tätig wird.

Rieder rekonstruiert Entstehung und Struktur der Deutsch-Italieni-schen Handelskammer, die Erwartungen, die mit der Gründung 1921 verbunden waren, und portraitiert die wichtigsten Protagonisten. Sie zeigt für die Anfänge und für die folgenden Jahrzehnte, in welchem Ausmaß Organisation und Arbeit der Kammer durch das jeweilige politische Umfeld geprägt waren. Das ist vielleicht das Überraschendste an dem Buch: Man liest die Biographie dieser Institution und hat den Eindruck, die gesamte Dynamik des turbulenten, oft dramatischen Jahrhunderts zwischen 1921 und 2021 spiegele sich in den Herausforderungen und Entscheidungen, vor denen die Akteure standen: die Funktionäre, die Start-ups (die damals noch nicht so hießen), Händler, Wirtschaftskapitäne, alle, die zwischen Italien und Deutschland geschäftlich aktiv sein wollten.

Timeline

1921

In der frühen Nachkriegszeit, nach dem Abschluss eines provisorischen Handelsabkommens mit Italien durch Deutschland, wird am 15. Dezember 1921 nach sorgfältiger Vorbereitung durch Vertreter deutscher Firmen in Italien und den deutschen Generalkonsul in Mailand die Deutsch-Italienische Handelskammer (AHK Italien) im Deutschen Club in Mailand gegründet. Der Verein gehört damit zu den ersten bilateralen Auslandshandelskammern deutscher Herkunft (AHK). Das Generalkonsulat in Mailand stellt der AHK Italien mit Helmut Klein auch einen Konsularbeamten zur Verfügung, der damit ihr erster Generalsekretär wird (1921-1924).

1925

Am 31. Oktober wird in Rom der "Handels- und Schiffahrtsvertrag" zwischen Italien und Deutschland unterzeichnet. Die Rolle der AHK Italien ist bei den Vorbereitungen der Verhandlungen von zentraler Bedeutung: Im Hinblick auf das Abkommen beginnt der Verein ab Mitte 1924, unter anderem durch Umfragen bei den Mitgliedern, Materialien zu sammeln, um Grundlagen für bilaterale Begegnungen zu schaffen. Unter den Mitgliedern der deutschen Delegation befindet sich auch Helmut Klein, der noch im Jahr vor der Vertragsunterzeichnung die Leitung der AHK Italien aufgibt.

1927

Nach dem ersten Kongress der deutschen Auslandshandelskammern, der im September 1924 in Berlin stattfindet, gründet die Deutsche Industrie- und Handelskammertag (heute Deutsche Industrie- und Handelskammer, DIHK) einen Ausschuss für die AHKs, welchen er eine außerordentliche Mitgliedschaft innerhalb der Organisation gewährt, und wird so zur Anlaufstelle nicht nur für die in Deutschland ansässigen deutschen Handelskammern, sondern auch für jene im Ausland.

1952

Die AHK Italien, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg im Dezember 1946 ihren Betrieb wieder aufnimmt, wird unter der Leitung von Wilhelm Kutzleb neu gegründet und gründlich umstrukturiert. So beginnt eine Phase der rasanten Entwicklung der Organisation: In den folgenden Jahren werden lokale Büros in Köln, Rom und Bari gegründet und 1964 verlegt die AHK Italien ihren Sitz in die historische Hauptstelle in der Via Napo Torriani 29 in Mailand, wo sie fast fünfzig Jahre lang, bis 2010, bleibt.

1971

Die Tätigkeit der seit 1969 tätigen Herwarth-Kommission, die das System der Außenwirtschaftsförderung der Bundesrepublik einführte und regelte, indem sie es auf drei Säulen gliederte: die diplomatischen Vertretungen, die AHK und den Vorläufer der heutigen GTAI (Germany Trade & Invest), geht zu Ende. Mit der Regulierung und Straffung der Zuständigkeiten und der gegenseitigen Abhängigkeiten der verschiedenen Stellen wird die Zusammenarbeit zwischen den drei Einheiten immer enger und symbiotischer.

2007

Um den Aktionsradius der AHK Italien zu erweitern, neuen und komplexeren Anforderungen gerecht zu werden und die stetige Weiterentwicklung der Organisation zu gewährleisten, beschließt die Mitgliederversammlung am 21. Juni eine neue Satzung, die grundlegend überarbeitet wurde. Mit diesem Schritt schließt sich die AHK Italien endgültig dem System der Deutschen Auslandshandelskammern unter dem Dach der DIHK an.

2008

Basierend auf einer von der DIHK entwickelten Eigenmarke wird DEinternational Italia innerhalb der AHK Italien gegründet. Das Ziel ist es, Unternehmen Beratungslösungen für die Internationalisierung anzubieten, die gezielte Dienstleistungen und greifbare Ergebnisse garantieren. Heute verlassen sich jedes Jahr mehr als 1000 Unternehmen aus beiden Ländern auf DEinternational, um sich auf dem italienischen und deutschen Markt zu etablieren.

2010

Am 18. November wird die neue Zentrale in der Via Fara 26 in Mailand im Beisein von über 150 Gästen eingeweiht, darunter der Botschafter der Bundesrepublik Michael Gerdts, die Bürgermeisterin von Mailand Letizia Moratti, der Hauptgeschäftsführer der DIHK Martin Wansleben und der Leiter der Abteilung Außenwirtschaftspolitik des Bundeswirtschaftsministeriums Karl-Ernst Brauner.

2015

Neben DEinternational Italia wird auch das Ausbildungsunternehmen Dual.Concept gegründet, das als Botschafter und Treiber der dualen Ausbildung in Italien fungiert und die Einhaltung der Qualitätsstandards des deutschen Modells zertifiziert. Durch die Konzeption und Zertifizierung von Trainingskursen und mithilfe eines Recruiting-Services unterstützt Dual.Concept die Bereitstellung qualifizierter Ressourcen für die deutsch-italienische Business Community.
Im selben Jahr beginnt außerdem der "Future Fitness"-Prozess: ein langfristiger Change-Management-Prozess, der die AHK Italien und ihr Team bis zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2021 begleiten soll.

2021

Die AHK Italien ist jetzt 100 Jahre alt und hat keine Angst vor dem Lauf der Zeit: An der Spitze der Digitalisierung, dynamisch und mit Blick auf die Zukunft feiert die Kammer dieses besondere Jubiläum und freut sich auf weitere 100 Jahre voller Erfolge.